Repair AG: Bericht in der Schwäpo vom 30. Juni 2023

Reparieren macht Schule

Jan Siegel - erschienen am 30. Juni 2023 in der Schwäpo

In der Essinger Parkschule greifen Schüler auch mal zum Lötkolben. Seit diesem Schuljahr gibt es eine „Repair AG“. Was Schüler dort lernen und was eine Kühlbox des Schulleiters damit zu tun hat.

Schulleiter Dr. Bernd. Kinzl hat ein Problem. Seine elektrische Kühlbox funktioniert nicht mehr. Bei fast 30 Grad Außentemperatur suboptimal. Doch bevor er sie entsorgt, sollen einige Schüler einen Blick darauf werfen. „Vielleicht können sie sie reparieren.“ Denn zum Glück für den Schulleiter gibt es seit Anfang diesen Jahres an der Parkschule eine „Repair AG“ unter der Leitung des ehrenamtlichen Lehrbeauftragten Bernd Spruck.

Einmal pro Woche trifft sich Bernd Spruck gemeinsam mit Schülern aus den Klassenstufen sieben, acht und neun. Um mit ihnen zu schrauben, zu sägen und zu löten. Aber in erster Linie will Spruck ihnen etwas beibringen. Die Grundlagen der Elektrotechnik zum Beispiel. Oder wie man ein kaputtes Kabel repariert. Oder wie man etwas auseinander- und wieder zusammenbaut.

Werte schaffen

Dabei geht es Spruck vor allem um eines: „Wer Werte schafft, kann auch Werte schätzen“. Sprich: Wer etwas eigenhändig repariert, lerne, besser darauf aufzupassen, erklärt der Lehrbeauftragte sein Motto. Er wolle den Schülern aufzeigen, dass es nicht nur ressourcen- und damit auch umweltschonender ist, Defektes zu reparieren. Es spare in der Regel auch Geld und mache Spaß.

Ein Ansatz, der auch Schulleiter Kinzl zusagt. „Die Schüler lernen in der Repair AG etwas fürs Leben“, sagt er. Und fügt hinzu: „Diese AG greift den Nachhaltigkeitsgedanken auf und passt bestens zu unserem Profil als Geoparkschule.“ Außerdem profitiere die Schule selbst von der AG. Denn zum einen kostet die AG die Schule nichts. Und zum andern haben die neun Schüler der AG bereits kaputte Mikrofone der Schulband und einen Schrank in einem Klassenzimmer repariert. „Dadurch haben wir etwas Geld gespart“, sagt Kienzl und lacht.

„Supergeiles“ Angebot

„Supergeil“ findet der 14-jährige Johannes Klier das Angebot an der Parkschule. Der Achtklässler bastelt zu Hause selber gerne. Nicht mit Papier und Schere, sondern mir Schraubenzieher und Zange. Und als er von der „Repair AG“ erfuhr, habe er sich sofort angemeldet. „Ich finde es toll, Einblicke in verschiedene technische oder elektronische Geräte und mechanische Abläufe zu bekommen“, sagt Klier. Ähnlich sehen es sein Klassenkamerad Jonas Spitzmüller (13 Jahre) und der Neuntklässler Jonathan Stumpf (15 Jahre). „Wir lernen in der Repair AG einfach Sachen, die wir sonst im Unterricht nicht lernen.“

Während die drei erzählen, haben Spruck und die anderen Schüler einen Ohrenwecker aufgeschraubt, um sich das Innere genauer anzuschauen. Den Anker, die Unruh, das Sekundenrad und viele weitere Bauteile. Als Spruck fertig mit dem Erklären ist, dreht er sich zu einem Schüler um und sagt: „Und jetzt bau' ihn wieder zusammen.“ Gesagt, getan. Mit leichter Hilfe von Spruck läuft der Ohrenwecker anschließend wieder tadellos.

Kinzls Kühlbox

Dann ist Kienzls Kühlbox an der Reihe. „Die funktioniert nicht mehr“, sagt Spruck, der wie die Schüler noch nicht weiß, warum das Gerät defekt ist. Gemeinsam begeben sie sich daher auf Fehlersuche. Zuvor klärt Spruck die emsigen Schüler allerdings darüber auf, wie so eine Kühlbox überhaupt funktioniert. Anschließend checken sie das Kabel, kontrollieren die Anschlüsse und prüfen die Sicherungen. Nach nur wenigen Minuten haben sie den Fehler entdeckt. Ein Stecker und die dazugehörende Sicherung sind kaputt. Da ein entsprechendes Ersatzteil aber nicht vorrätig ist, soll die Kühlbox erst in einer der nächsten AG-Stunden repariert werden. Aber sie wird dann wieder kühlen – zur Freude des Schulleiters.

Wie geht's weiter?

Noch ist nicht zu hundert Prozent entschieden, ob es die „Repair AG“ auch im kommenden Schuljahr geben wird. Aber es gibt eine klare Tendenz: „Wir würden die AG gerne wieder anbieten“, sagt Schulleiter Kienzl. Auch Spruck kann sich ein weiteres Engagement an der Parkschule vorstellen: „Es macht mir sehr viel Spaß.“ Wichtig wäre ihm nur ein besser ausgestatteter Raum und weitere defekte Geräte.

Sollte die „Repair AG“ erneut angeboten werden, könnten Jonas Spitzmüller, Johannes Klier und Jonathan Stumpf durchaus wieder mit dabei sein, denn die AG sei ihrer Meinung nach „das Beste, was es gerade an der Parkschule gibt“.