Tiergestützte Pädagogik
- Schulhundekonzept für den Einsatz in der Sekundarstufe der Parkschule Essingen 1. Rechtliches
- 2. Stand des Schulhundeteams
- 3. Konzeptionierung
- 3.1. Der Hund im Lehr-Lern-Setting
- 3.2. Grundsätzlicher Einsatz in der Lerngruppe
- 3.3. Grundsätzliche Aufgaben der Lerngruppe
- 3.4. Grundsätzliche Regelungen auf dem Schulgelände
Schulhundekonzept für den Einsatz in der Sekundarstufe der Parkschule Essingen 1. Rechtliches
Damit ein Schulhund im Unterricht eingesetzt werden darf, wird die Erlaubnis des Rektors benötigt, Schülerinnen und Schüler sowie Eltern (bei minderjährigen Kindern) der direkten Zielgruppe sollten sich mit dem Einsatz einverstanden erklären, das Kollegium muss über den Einsatz informiert sein.
Der Gesundheitszustand des Hundes muss gegeben sein. Hierfür bekommt er regemäßig eine Wurmkur, ist geimpft und wird regelmäßig auf Augen, Herz, Lunge und Parasiten untersucht.
Es ist keine rechtliche Grundlage dafür bekannt, dass das Gesundheitsamt vom Einsatz eines Schulhundes informiert werden muss, sofern der Hund nicht gewerblich eingesetzt wird, es wird aber empfohlen den Hundeeinsatz dort anzuzeigen. Sollte der Hund im Auftrag des Arbeitgebers eingesetzt werden, der Hund für Werbezwecke eingesetzt werden etc. sollte geprüft werden, ob Unfallversicherung der Schule/Gemeinde den Schulhund mit abdeckt. Auch wenn auf dem Schulgelände Leinenpflicht für Hunde besteht, kann ein Schulhund hiervon im Einsatz oder im Training davon befreit werden.
Die Information des Kollegiums über einen angedachten Schulhundeeinsatz wurde bereits bei einer GLK Ende 2019 getätigt und am 12.11.2020 wiederholt. Mit Kollegen bei denen Gesprächsbedarf aufkam wurde zwischenzeitlich das Gespräch gesucht. Die schriftlichen Einverständniserklärungen aller Eltern der Klasse 8a (2020/21) und weiterer relevanter Gruppen liegen ebenso vor wie das Einverständnis des Rektors Hr. Dr. Kinzl
2. Stand des Schulhundeteams
Die Labrador-Retriever-Hündin Inola hat mit dem Hundeführer Jochen Streib die Ausbildung zum Schul- und Therapiebegleithundeausbildung beim renommierten M.I.T.T.T. Institut nach der Steinfurter Therapiebegleithund Methode durchlaufen und hier über 32 Theorie- und 48 Praxiseinheiten absolviert. Inhalte hierbei waren:
- • Rechtliche Bestimmungen
- • Einführung Clickertraining
- • Interaktion Hund-Betroffene
- • Grundlagen der Hundeerziehung
- • Entwicklungsphasen des Hundes
- • Stressverhalten beim Hund – Calming Signals
- • Einführung in den Therapiebegleithund-Einsatz
- • Anatomie-, Physiologie-, Psychologie des Hundes
- • Hospitation und Selbsterfahrung
- • Teambetrachtung des eigenen Hundes
- • Leitlinien allgemeiner Hygienemaßnahmen
- • Festlegung der individuellen Ausbildungsziele
- • Vorbereitung des Therapiebegleithundeeinsatzes
- • Hintergründe der Zusammenarbeit der Sinnesorgane
- • Einführung des Hundes in die Behandlung/ Förderung
- • Voraussetzungen für den Therapiebegleithundeeinsatz
- • Einsatzmöglichkeiten in Therapie, Pädagogik und Psychologie
- • Förderziele des Therapiebegleithundeeinsatzes im Kontext der Sinnessysteme
- • Tierschutz
- • Supervision
- • Fallbeispiele
- • Einsatzgebiete
- • Selbsterfahrung
- • Verhaltensformung
- • Erste Hilfe am Hund
Die abschließende Prüfung fehlt zum aktuellen Zeitpunkt noch. Hierfür wird unter anderem ein Film aus dem praktischen Einsatz gefordert, anhand dessen der pädagogisch-didaktische Einsatz des Hundes im üblichen Setting ersichtlich wird. Ein praktischer Einsatz in der Schule ist also zwingend notwendig, um die Ausbildung abzuschließen. Die Grundausbildung hat Inola selbstverständlich längst erfolgreich abgeschlossen und zeigt sehr großen Gehorsam. Einen freundlichen Umgang mit Kindern und Jugendlichen pflegt sie regelmäßig.
3. Konzeptionierung
Ein Schulhund kann in unterschiedlichen Settings differenziert eingesetzt werden, um personale-, soziale- sowie fachliche Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler zu fördern, aber auch zur Vermittlung von Freude und Lebensqualität. Wichtig für jeden Einsatz des Hundes in der Lerngruppe ist, dass das Lernen der Heranwachsenden im Vordergrund steht und hierdurch nicht beeinträchtigt, sondern unterstützt wird.
Gleichzeitig darf aber weder Gesundheit noch Wohlbefinden des Hundes leiden. Hierfür muss zunächst abgeklärt werden, dass keine Allergien oder Ängste im Klassenverband vorliegen und bis die Lerngruppe für einen Einsatz des Schulhundes als „bereit“ eingeschätzt werden kann.
Das Dreieck Schüler-Lehrer-Hund symbolisiert die unterschiedlichen Beziehungsebenen, die vor dem Hintergrund des entsprechenden Lernfelds der Sequenz aufeinander einwirken und sich gegenseitig beeinflussen. All diese Interaktionen werden in einer kompetenten Planung beachtet.
3.1. Der Hund im Lehr-Lern-Setting
Unter Tiergestützter Pädagogik werden Interventionen im Zusammenhang mit Tieren subsumiert, welche auf der Basis konkreter kindorientierter Zielvorgaben Lernprozesse initiieren. Durch sie soll schwerpunkmäßig die emotionale und soziale Kompetenz des Kindes verbessert werden. Durchgeführt wird sie von Experten im pädagogischen Bereich unter Einbezug eines Tieres, welches speziell für diesen Einsatz trainiert wurde. Ziel der Tiergestützten Pädagogik ist der Lernfortschritt mit Hilfe der Initiierung und Unterstützung von sozialemotionalen Lernprozessen(1).
Somit unterstützt der Schulhund im Einsatz in erster Linie die grundlegenden Voraussetzungen Kompetenzentwicklung der Schülerinnen. Und so werden gezielt Settings geschaffen, in denen die Heranwachsenden in freier Interaktion (z.B. Zerr-, Such-, Wurfspiele), gelenkter Interaktion (z.B. Parcours, Beobachtungsaufgaben, …) und ritualisierter Interaktion (z.B. Signalhandeln, Verantwortung für Wasser, Schilder,…) mit dem Hund-Mensch-Team in gezielte Lernsituationen gebracht wird.
Der Hund kann hierbei als Übergangsobjekt (z.B. Wiederspiegeln oder Übertragen von Verhalten), Motivationsobjekt (z.B. bei Fermiaufgaben wie „wie viele Haare hat Inola?“), Identifikationsobjekt (z.B. beim Sprechen über Gefühle im Einzelsetting), Projektionsobjekt
(z.B. „schau, Inola ist es zu laut“) oder auch als sozial-emotionaler Katalysator (z.B. Schüler helfen sich beim Umgang mit dem Hund und überwinden darüber persönliche Differenzen) eingesetzt werden.
Im emotionalen Aspekt des Lernens haben Hunde einen sehr großen Vorteil: Gegensatz zu Menschen agieren Hunde wertfrei und können somit schnell für Sicherheit sorgen!
(1) Vgl. Skript Steinfurter Pädagogik/-Therapiebegleithundemethode Block II, MITTT 2014, S.4
3.2. Grundsätzlicher Einsatz in der Lerngruppe
Um die oben genannten Aspekte gewährleisten zu können, wird Inola nur einzelne Stunden im Klassenzimmer anwesend sein. Die genaue Dauer der Anwesenheit in der Lerngruppe entscheidet der Hundeführer anhand situativer und konstitutiver Bedingungen aller Beteiligten. Sollten sich diese Bedingungen während des Unterrichts so verändern, dass einer der genannten Grundsätze nicht weiter erfüllt werden kann, so wird Inola aus Unterrichtssituation entfernt. Hierfür steht in der Schule ein geeigneter Rückzugsraum zur Verfügung, an dem sich Inola wohl fühlt.
Um einen pädagogisch-didaktisch wertvollen Einsatz, bei emotionaler Stabilität und Sicherheit aller Beteiligten gewährleisten zu können, ist Inola ausschließlich in Anwesenheit des Hundeführers im Klassenverbund anwesend und zu keiner Zeit mit den Heranwachsenden allein im Klassenzimmer. Darüber hinaus bewegt sich Inola zumeist abgeleint im Klassenraum. Ein Schild an der Klassenzimmertüre weist darauf hin, dass Inola im Zimmer ist. Bei geschlossener Türe erfolgt ein Eintreten bei hängendem Schild nach Anklopfen und Abwarten des „Herein“. Wenn der Klassenraum von anderen Personen betreten wird, so ist Inola ab dem Moment des Anklopfens bis zum Auflösungssignal auf ihrer Decke und wird auf Wunsch des Gastes angeleint.
Je nach angestrebten Lernzielen der Schulstunde ist Inola vermehrt im „passiven“ oder
„aktiven“ Einsatz im Unterricht involviert. Beim passiven Einsatz hat Inola keine explizite Aufgabe, darf sich frei im Raum bewegen und unterstützt den Lehr-Lern-Prozess besonders im sozial-emotionalen Bereich. Entsprechende Regelungen, wie sich die Schülerinnen und Schüler in diesen Situationen verhalten sind mit den Schülerinnen und Schülern erarbeitet. Beim aktiven Einsatz steht der Hund zumeist als Motivationsmittel im unterrichtlichen Geschehen im Mittelpunkt oder hilft Sachverhalte modellhaft oder enaktiv zu erschließen. Auch kann Inola aktiv in die Begleitung einer Schülerin oder eines Schülers einsteigen, um besonders diese Person emotionalisierend, beruhigend, oder konzentrationsfördernd zu wirken.
3.3. Grundsätzliche Aufgaben der Lerngruppe
Damit jeder, der das Stockwerk betritt weiß, dass der Schulhund da ist, muss ein Verantwortlicher der Klasse an beiden Glastüren des Stockwerks sowie an der Klassenzimmertüre ein Schild aufhängen, dass die Anwesenheit des Hundes ankündigt. Des Weiteren sorgt die Klasse dafür, dass sich der Hund wohlfühlen kann. So wird ihm ein Wassernapf vor dem Eintreten gefüllt und eine Decke als Rückzugsort ausgelegt. beim Verlassen des Hundes wird von den Verantwortlichen wieder aufgeräumt.
Während seiner Anwesenheit darf der Hund nicht gelockt oder gefüttert werden (es sei denn mit Leckerlies nach Absprache mit dem Hundeführer) und die Lautstärke im Klassenzimmer muss für Hundeohren angemessen sein. Alle anderen Regelungen erfolgen in individueller Absprache mit der Lerngruppe.
3.4. Grundsätzliche Regelungen auf dem Schulgelände
Schilder an beiden gläsernen Eingangstüren dem Stockwerk zeigen an, wenn der Hund im Einsatz ist. Somit können sich Dritte mit möglicherweise vorliegender Allergie oder Phobie darauf einstellen und das Klassenzimmer meiden.
Während und nach dem Aufenthalt des Hundes im Raum wird dieser gut durchgelüftet. In Zeiten, in denen Inola in ihrem Rückzugsraum ist, hängt auch an diesem Raum ein Informationsschild, das ankündigt, dass sich Inola in diesem Raum befindet. Dort bewegt sie sich je nach Situation abgeleint oder aber im Kennel und mit allem versorgt, was sie benötigt.
Auf dem gesamten Schulgelände z.B. den Wegen zwischen Auto, Rückzugsraum und Klassenzimmer ist Inola immer angeleint. Ausnahmen sind initiierte Lehr-Lernsituationen mit Hund und Lerngruppe (oder einzelnen Schülerinnen und Schülern) im Freien (z.B. auf dem Pausenhof) oder Übungssettings.