Zeitungsbericht über die Schulhunde der Parkschule

Freitag, 03.12.2021  Quelle: Schwäbische Post, Aalen

Wie Schulhund Doti beim Büffeln hilft

Bildung Zwei Hunde, Doti und Inola, sind an der Parkschule in Essingen im Einsatz. Wofür ist tiergestützte Pädagogik gut? Ein Besuch im Klassenzimmer. Von Marcia Rottler

Essingen Gestatten: Doti, drei Jahre alt. Lieblingsbeschäftigung? Gefördert werden. Lieblingsfächer? Vermutlich alle, die sein Frauchen Heike Kuhn unterrichtet. Denn Doti drückt die Schulbank. An diesem Donnerstagvormittag gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern der Klasse zwei von Essingens Parkschule.

Im Welpenalter hat Heike Kuhn mit Doti die Ausbildung zum Schulhund begonnen. „Er ist mehr oder weniger in der Schule groß geworden“, sagt sie. Das ist ihm anzusehen. Die Schülerinnen und Schüler sitzen auf ihren Plätzen, der American Shepherd brav in einer Ecke. Ein Signal seines Frauchens reicht aus, und er kommt in die Mitte des Raums, macht es sich auf seinem Platz gemütlich.

Für Heike Kuhn sind Hunde wertvolle Begleiter, die den Alltag bereichern. Das will sie den Schülerinnen und Schülern der Gemeinschaftsschule mitgeben. Aber, stellt sie klar: „Das ist keine Hundestunde.“ Streicheln oder Spielen stehen nicht auf dem Plan. Dafür Verben. „Was macht Doti?“, fragt Heike Kuhn ihre Schützlinge und zeigt auf Verben auf einem Plakat. „Spielen, schnüffeln, klingeln, fressen“, lesen die Kinder vor. Doti ist vieles in einem: Anschauungsobjekt im Biologieunterricht, Zählhilfe beim Mathebüffeln oder eben auch Teil von Geschichten in Deutsch. „Er ist Brücke und Motivator und senkt den Lärmpegel“, sagt Heike Kuhn. Kinder seien von Natur aus lauter und das gehöre dazu, betont sie. Doch wenn Doti da ist, könnten sie ihre Impulse anders kontrollieren.

Während die Kinder Grammatik lernen, liegt der Rüde auf seinem Platz in der Mitte und blickt mit seinen neugierigen Kulleraugen in die Runde. Fast so, als möchte er sagen: Ihr schafft das. Doti, ein „Eisbrecher“ Der Hund sei ein Eisbrecher, sagt die Lehrerin. Wenn er im Raum ist, steige die Stimmung – und das ist Heike Kuhn wichtig. „Man lernt nicht unter Druck, sondern nur bei guter Stimmung“, betont sie. Selbst Mathe- oder Lesemuffel könne die Fellnase zum Mitmachen begeistern. „Wenn Doti da ist, lerne ich lieber“, sagt etwa ein Kind in der Klasse. Tiergestützte Pädagogik nennt sich das. Während sich die anderen Kinder gegenseitig vorlesen, darf Saranda mit dem Vierbeiner lesen. Wie das geht? Heike Kuhn hat Zettel mit Sätzen und Zahlen auf dem Boden verteilt. Doti würfelt auf ein Signal, Saranda sucht den Satz, liest vor und belohnt den Hund mit einem Leckerli. „Die Arbeit mit dem Hund baut Selbstbewusstsein auf. Das nehmen die Kinder mit in die Schulaufgabe“, sagt Heike Kuhn. Doti ist nicht Mittelpunkt des Geschehens. Liegt er auf seinem Platz oder hat ein rotes Halstuch um (dann darf er nicht gestört werden), arbeiten die Kinder und beachten ihn nicht. Auch seine Ruheoase hat er, die ist mit einer Schwimmnudel gekennzeichnet. Nach rund 50 Minuten ist Dotis Einsatz vorbei – er darf sich in Frauchens Auto ausruhen. Die Arbeit mit dem Hund baut Selbstbewusstsein auf.“ Heike Kuhn Lehrerin

Labrador-Retriever-Hündin Inola ist da, wenn die Konzentration nachlässt

Jochen Streib nimmt mehrmals wöchentlich Hündin Inola mit in den Unterricht. In Mathe etwa mussten Schülerinnen und Schüler Rechenwege finden, um zu bestimmen, wie viele Haare Inola hat. „Sie haben dabei gelernt, eine Aufgabe zu lösen, mit dem Taschenrechner umzugehen und ihren Rechenweg zu notieren“, erklärt Streib. Im Biounterricht etwa ging es jüngst um die Sinnesorgane. Schüler hätten das Verhalten des Hundes beobachtet und so herausgefunden, dass er besser riechen kann als der Mensch, dafür keine so guten Augen hat. Anhand des Hundes habe er zudem erklärt, welche Aufgabe Zapfen und Stäbchen haben. „Die Schüler sind stärker im Thema drin und haben Freude am Lernen“, sagt Streib.
Inola hilft auch in den ruhigeren Momenten im Unterricht. „Wenn ein Schüler unkonzentriert wird, bekommt Inola das mit und geht zu ihm“, erklärt Streib. Statt mit den Nebensitzer beschäftige sich der Schüler ein paar Minuten mit dem Hund. Wenn Inola weiter geht, werde wieder konzentriert gearbeitet. „Sie hilft, den Unterricht zu rhythmisieren und Pausen bewusst zu starten und zu beenden.“
Die Hunde werden an der Parkschule nur mit in den Unterricht genommen, wenn die Eltern einverstanden sind, wie Schulleiter Dr. Bernd Kinzl betont. „Es ist wichtig, dass die Hunde gezielt und professionell eingesetzt werden. Die beiden Lehrer besuchen daher regelmäßig Schulungen“, sagt er. maro